Das Leben ist eine Reise – kein Wettrennen

Na ja, den Satz werdet ihr schon kennen. Keine neue Lebensweisheit, kein AHA!-Satz für vermutlich die meisten meiner Leser… Doch viele „altkluge“ Sätze, die uns unsere Eltern mit auf den Weg gaben, stellen sich mit der Zeit als ewig gültiges altes und hilfreiches Wissen heraus – und plötzlich findet man die gar nicht mehr so altbacken. Und wir wollten doch nie wie unsere Eltern werden und denken…
Liebe deinen Nächsten wie dich selbst – das ist auch so einer… oder was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr. OHHHH! Da möchte ich mal einhaken!!!
Was Hänschen nicht gelernt hat, kann Hans noch nachholen

Also ehrlich… wenn man ungünstige Voraussetzungen in der Jugend verantwortlich macht, dass aus einem nix geworden ist, dann hat man etwas nicht verstanden. Wenn man alles auf die schlechte Welt schiebt, dass man nicht das erreicht hat, was man sich „erträumt“ hat, dann hat man die Verantwortung abgegeben und bleibt stehen, wird nie zufrieden werden.
Meine Erfahrung ist, dass es insbesondere in der heutigen Zeit, mehr als genug Möglichkeiten gibt, zu wachsen, Träume wahr werden zu lassen und sich zu einer Persönlichkeit entwickeln zu können, die Erfüllung, Zufriedenheit und Glück erleben kann. Und das ist kein Hexenwerk. Allerdings gibt es einige Hürden zu überwinden und man muss es wirklich wollen.
Musik – Spätberufene?
Immerhin sollte ich -wie in einem früheren Blogbeitrag dargelegt- mit 10 Jahren Geige lernen. Das passte leider gar nicht zu meiner damaligen sonstigen Lebensrealität, weshalb ich mich mit diesem Instrument nicht wohlfühlen konnte. Allerdings war Musik DAS was mein Leben ausmachte… IMMER. Es begann mit den orffschen Instrumenten, mit dem Singen im Kinder- und Kirchenchor (wo denn sonst) und mit der unglücklichen Geigenwahl meiner Musikschule, die meinte ich wäre so begabt und ich müsse dieses Instrument lernen. Ja – und da Lehrer ja die besseren Menschen waren, sind meine Eltern ebenfalls diesem Rat gefolgt. Geschichte!

Viele Jahre des Erfahrens und Lernens liegen hinter mir. Und eines ist mir klar: Ich bin keine Spätberufene, sondern eine echte und leidenschaftliche Musikerin. Dass der Weg steinig, die Voraussetzungen nicht optimal waren, hat mich gestärkt. Ich bin gewachsen und erfreue mich an einem klingenden Leben. Musik mit der Big Band oder für die Nachbarn, einige Jahre Rock’n‘ Roll Band, Musik im Wald oder Straßenmusik. Musik anlässlich Feiern jeglicher Art… das Ausleben meiner Leidenschaft bereitet mir große Freude. Bis ich es unbelastet genießen konnte, gab es viele Steine aus dem Weg zu räumen. Der letze größte und wichtigste Brocken war:
Liebe dich selbst wie deinen Nächsten
Ja – der Satz… Klasse. Früh gelernt und nicht kapiert. Denn wenn man den Eindruck hat, dass man sich Liebe verdienen und erarbeiten muss, dass es die nur gibt, wenn man gut in der Schule, höflich zu anderen und strebsam ist, dann fühlt man diese Liebe weder zu sich selbst, noch zum Nächsten. Denn ich habe ja heimlich geraucht, also war ich „schlecht“, habe meine Eltern belogen, also habe ich „gesündigt“ – nicht liebenswert – nein, nein! Also um das Klarzustellen: Das haben mir meine Eltern nie vorgehalten oder gezeigt, dass sie mich nicht liebenswert finden. Im Gegenteil: Mit Worten hat meine Mutter mir und meinen Geschwistern in weniger gestressten Situationen oder wenn man sie gefragt hat schon gesagt: Ich habe euch alle gleich lieb. Auch mit Taten, wie das gesunde Essen, das täglich frisch zubereitet wurde, die vielen leckeren Kuchen hat sie ihre Liebe gezeigt. Doch die tägliche Lebenssituation und das Verhalten hatten auch andere Ausprägungen. Wer elterliche Liebe und Zuneigung selbst nicht erfahren konnte, kann diese ECHTE LIEBE auch nicht weitergeben. Das Unterbewusstsein nimmt alle feinen Nuancen wahr – und steuert uns durch den Tag. Von den 60.000 Gedanken, die wir täglich denken, sind 98 % alte Gedanken. Und nur 2 % denken wir neu. Also ist doch klar, was wir denken… die immer gleichen Sätze und Erfahrungen von früher. Deshalb braucht es Bewusstsein, wenn man sein Leben verändern möchte:
Lebensaufgabe: Selbstliebe erlernen
Hahahaha – ist doch einfach. Ach du lieber Gott, was schreibt sie jetzt für einen Mist… Na ja, möge lachen, wer will. Manchen wird das Lachen im Hals stecken bleiben. Jeder, der sich mit anderen vergleicht, denkt, dass er nicht gut genug ist, der sich nicht traut, ganz authentisch sich selbst zu sein, darf an seiner Selbstliebe arbeiten. Ich bin jedenfalls ein ganzes Stück weiter gekommen und bin sehr froh darüber.
Hatte ich bis vor kurzem immer noch Selbstzweifel, ob ich denn gut genug bin (musikalisch), ob ich denn so einfach meine Musik präsentieren darf (den Nachbarn zum Beispiel). Noch vor einem Jahr, als ich im März zu Beginn des Lockdowns bei der Aktion Musik aus dem Fenster mitmachte, hatte ich belastende Gefühle und Selbstzweifel. Darf ich das? Finden die Nachbarn das nicht überheblich? Was soll das, 10 Sekunden an die Freude aus dem Fenster spielen – in einer Wohngegend? Stört das nicht? Wer bin ich denn, dass ich mir das herausnehme? Bin ich denn eine „Musikerin“ – oder waren damit nicht die Vollprofis gemeint, die das von klein auf studiert haben? Ui, Ui, Ui!
Ich bin genug

Zu lernen, dass ich gut genug bin, dass ich eigentlich schon immer und zu jeder Zeit gut genug war und immer gut genug sein werde, war einer meiner größten Erkenntnisse in der Pandemie-Zeit. Denn: Wer möchte denn beurteilen, wann ich „gut genug“ bin. Die Eltern, die Arbeitskollegen, die Menschen am Wohnort… Wie viel Prozent müssen mich gut finden, damit ich gut genug bin? 5 Prozent, 50 Prozent, 90 Prozent?
Die genialsten Künstler und Musiker fanden sich zu ihrem Todeszeitpunkt immer noch „schlecht“ oder „nicht gut genug“. Ich erinnere an Charlie Parker, den Saxophon-Gott. Er war ein genialer Saxophonist, der leider eine tragische Lebensgeschichte aufweist…
Deshalb: DANKE für diese Zeit des Erwachens – meines Erwachens.

Wann fühlst du dich endlich gut genug? Wann wirst du dich selbst lieben, damit du deinen Nächsten lieben kannst? Ohne Verurteilungen, ohne Vergleiche? Diese Frage habe ich mir gestellt. Und jetzt ist mir klar: Ich war immer gut genug, sonst wäre ich ja anders gewesen. Diese Erkenntnis und die Annahme meines Inneren Kindes halfen. Ich kann es jedem oder jeder nur empfehlen, sich einmal damit zu beschäftigen!

Ich habe eine lange Reise hinter mir und hoffentlich auch noch eine lange Reise vor mir – also 90 Jahre alt werden erscheint mir ein erstrebenswertes Ziel. Dabei möchte ich wach und lernwillig bleiben. Gerne teile ich meine Erkenntnisse, Erfahrungen und Methoden, wie ich zu einem zufriedenen, selbstbewussten Menschen wurde und noch immer werde. Eine frühberufene Musikerin, die erst spät ihren Wert und ihre Selbstliebe entdeckt hat. Ja – ich bin, war und werde immer gut genug sein!
Liebe Grüße und eine schöne Sommerzeit wünscht euch eure
Katharina Palatina
Wie immer freue ich mich auf Rückmeldungen und Anregungen zu meinem Blogbeitrag! Lasst mich wissen, was euch noch interessiert!