Heute beginnt der Tag wieder um 6 Uhr – nein – nicht mit dem Frühstück. Heute habe ich meinen Blogartikel von gestern feingeschliffen. Gestern war ich wirklich fix und alle. Hitze, Kilometer, Füße, Rücken – Kopfsteinpflaster. Das ist wirklich manchmal richtig gefährlich, denn es ist nicht das deutsche, ordentlich gepflasterte Kopfsteinpflaster. Es ist italienisches Kopfsteinpflaster und genauso wenig genormt, wie die Treppenstufen überall. In Deutschland kann man sich ja drauf verlassen, dass die Stufen einheitlich sind und keine Sturzgefahr besteht. Ich sage nur TÜV!

Das Foto kann nicht wiedergeben, wie schief, kuhlig, unregelmäßig und gefährlich das Pflaster in echt ist. Na ja – nicht so wichtig.
Mein Zimmer liegt zum Glück nicht an der stark befahrenen Straße, sondern zum Hinterhof raus. In Kombination mit der Klimaanlage ist es perfekt. Meine erste Befürchtung, dass die Glocken lästig werden könnten, hat sich bisher noch nicht bestätigt. Also bin ich zufrieden und ausgeschlafen.
Klar, um 8 Frühstück, um 9 zum Hopper Bus, Stadtrundfahrt und deutsche Erklärungen nochmals ins Ohr.

11 Uhr Richtung Vatikanstadt. 12.45 Uhr Führung. Das tolle an der Online-Buchung ist tatsächlich, dass man per Mail über eventuelle Änderungen informiert wird, den Voucher zugesandt bekommt und – wie in meinem Falle – sogar vom Touristenführer telefonisch in Kenntnis gesetzt wird, dass die ganze Führung um 30 Minuten nach hinten verschoben wird (warum auch immer). Das passierte mir gestern Nachmittag. Mein Handy klingelte. Ich vermutete einen Notfall – Hotel? Einreisebehörde? Gesundheitsamt? Meine Nachbarin aus Deutschland mit einer schlechten Nachricht? Auf jeden Fall war es eine italienische Nummer – ein Werbeanruf? Ich kann kein italienisch -Hilfe. Beherzt und mutig nahm ich das Gespräch an. Ein englisch sprechender Italiener, den ich sogar verstand, war in der Leitung. Er klärte mich über die verspätete Führung auf. So brauchte ich nicht am Treffpunkt verunsichert zu warten. Puh, ganz schön praktisch – und hat gar nicht weh getan.
Sonne, Sommer, Hitze. Doch habe ich heute vorsichtshalber mein langes Kleid angezogen, geschlossene All Star Sneakers an die Füße und meine leichte Weste in den Rucksack gepackt.
Nicht dass sich noch einer wegen sexueller Anreize und halbnackten Schultern gereizt fühlt in dieser heuchlerischen katholischen Umgebung. Möchte die Zahl der gezeugten und verstoßenen Kinder durch den Klerus im Vatikan nicht mal andeutungsweise wissen!

oh… bedeckter Himmel? Na ja. Trotzdem 50er Sonnenmilch aufgetragen und Sonnenhut aufgesetzt. Das wird noch!
An meiner Hopping Station bin ich 40 Minuten zu früh angekommen, weil ich die Zahl 5 als 3 gelesen habe im Halbschlaf. Also erster Stop 9.55 Uhr und nicht 9.35 Uhr. So hatte ich Gelegenheit zur Unterhaltung mit dem Ticketverkäufer. Ich fragte ihn nach einer Powerbank und wo ich eine erwerben könnte. Er wusste, dass es im Termini für 10 Euro eine zu kaufen gibt. Also wird meine erste Hop off Station der Hauptbahnhof sein. Die Wartezeit überbrücke ich jetzt großzügig mit Handynutzung: Informationen recherchieren und am Blogartikel weiterschreiben. Ach… was ich für positive Erlebnisse habe. Ich vertraue einfach darauf, dass alles gut wird, ignoriere aufkommende Ängste und tatsächlich: Alles wird gut!

Es hat geklappt. Am Bahnhof standen wieder die Straßenhändler mit kleinen Wasserflaschen, eisgekühlt, Strohhüten, Selfiesticks und diesen Ladegeräten made in China. Beim Aussteigen aus dem Bus sprach mich der Erste an. Ich lehnte dankend ab, lief zur Ampel und wollte das Gerät im Bahnhof in einer ordentlichen Verkaufsstelle erwerben. Der zweite Straßenhändler, geschäftstüchtiger und sympathischer als der Erste, hat sich an der Ampel an mich herangepierscht. Na gut. 10 Euro für 15.000 mAh erschien mir ok. Ausprobiert, funktionierte, schien voll geladen zu sein. Also bin ich gleich wieder in meinen Bus ongehoppt und hatte 30 Minuten Zeit gespart. So habe ich keinen Stress mit meinem Führungstermin, den ich sonst erst in letzter Minute erreicht hätte. Ein kleiner Verkehrsstau hätte mich schon als Zuspätkommerin erscheinen lassen. Und schlimmstenfalls hätte ich 41 Euro in den Sand gesetzt.

Um 12 Uhr am Treffpunkt angekommen, setzte ich mich in eine kleine Pizzeria und bestellte eine Cola, um die Zeit zu überbrücken. Lecker – obwohl ich erklärte Cola Gegnerin bin und diese Getränk nicht in mein Haus hole, trinke ich es im Urlaub zumindest einmal und kann es dann auch genießen. Gleich vor meinem Tisch wurde auch Wein verkauft.

12.20: Telefon klingelt wieder, italienische Nummer, ich erhalte Nachricht, dass die Führung gleich losgeht. Ok. 12.15 gebucht. Auf 12.45 verschoben. 12.20 gefragt, ob ich schon auf dem Weg sei. 12.35 Abmarsch in einer kleinen Gruppe. Die spinnen die Römer!
Nach einer kurzen Einführung geht es los. Der Tourguide ist Italiener und spricht sehr gut Deutsch.

Er erklärt und führt uns sicher durch die vatikanischen Museen und zeigt uns den Weg zur sixtinischen Kapelle, in der weder gesprochen, noch getrunken und vor allem nicht fotografiert werden darf.
In Anbetracht der Unmengen an Bildhauerei, Malerei, Mosaiken und Teppichknüpfkunst ist es fast unmöglich hier in Kürze etwas zu schreiben. Es war überwältigend.
Zum Abschluss habe ich mir noch den bisherigen Fuhrpark der Päpste angeschaut. Von der 6-spännigen Kutsche bis hin zum Papamobil… alles ist ausgestellt.
Hier spielt Geld keine Rolle. Es gibt viel Platz und wenn es zu eng wurde, wurde angebaut. Es befinden sich hier unschätzbare Werte aus zwei Jahrtausenden. Finanziert auf Kosten der Ärmsten aus Zehnt und Kirchensteuer. Den Künstlern ist kein Vorwurf zu machen. Die waren genial. Michelangelo, Raphael und da Vinci sind nur die Aushängeschilder. Unzählige erschufen ähnliche Meisterwerke!
Im Mai und Juni sind üblicherweise 30.000 Menschen TÄGLICH in den Museen. 17 Euro Eintritt ohne Führung und ohne Besichtigung der päpstlichen Privatgärten…
So… das war beeindruckend. Ich lief zurück in die Stadt und gönnte mir in der erstbesten Eisdiele drei Bällchen Eis und ließ mein Handy aufladen. Die Powerbank war gelinde gesagt nicht leistungsfähig.

Der Eisdieleninhaber war ebenso geschäftstüchtig wie seine Landsleute und überzeugte mich, dass ich noch sitzen bleiben sollte, bis mein Handy etwas voller geladen sei. Na gut. Nun sitze ich hier bei Chips und Bier und genieße das rege Treiben.

Rom lebt auf! Heute ist erstmals die Sperrstunde seit 18 Monaten aufgehoben. Es wird eine intensive Nacht erwartet. Leider ohne mich. Ich bin genug unterwegs gewesen und werde mich bald ins Hotel zurückziehen. Morgen möchte ich schließlich dem Papst zuhören und ihn sehen, wenn er um 12 das Agnusgebet aus einem Fenster vorträgt!
Also bis dann. Ja und ich freue mich auch über den 4:2 Sieg der Deutschen Fußballer.

Liebe Grüße eure
Katharina Palatina